Der Killer stirbt von James Sallis

Die meisten kennen ein solches Gefühl: Man wacht aus einem Traum auf, der einen in einem solchen Ausmaß emotional mitgenommen hat, dass er einen den ganzen Tag nicht mehr verlässt. So ähnlich fühlt es sich an, wenn man die letzte Seite von „“ von James Sallis gelesen hat und das Buch zuklappt. Man schlurft leicht angeschlagen durch die Wohnung und mag sich nicht so recht wieder einfinden in die Realität.

Dieser Krimi ist durch und durch einzigartig. Schon der kurz zu erzählende Plot ist eher ungewöhnlich: Ein sterbenskranker Profikiller erhält einen vielleicht letzten Auftrag, doch bevor er sein Opfer umbringen kann, kommt ihm jemand mit einem dilettantischen Versuch zuvor. Der Mann, ein unscheinbarer Buchhalter, überlebt den Anschlag. Der Killer, von seiner Krankheit schon schwer gezeichnet, versucht herauszufinden, was sich hinter seinem Rücken abgespielt haben mag. Der alte Polizist, der die Ermittlungen leitet, verbringt unterdessen viel Zeit vor dem Hospiz, in dem seine Frau auf den Tod wartet, ohne hinein gehen zu können.

Noch ungewöhnlicher ist allerdings Sallis' Erzählweise. Es wird nicht chronologisch berichtet, Dialoge kommen nur selten vor, vielmehr wird vieles in Form von Andeutungen, Bildern und Assoziationen in einen dunklen Raum gestellt, den man als Leser zu ergründen sucht. Es ist ein bisschen so, wie den Traum eines anderen zu träumen, und es zieht ein in einen Sog mit hinein, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Mich erinnert diese Art zu schreiben sehr an die Art, mit der David Lynch Filme macht. Auch hier muss am Schluss nicht jedes lose Ende zu einem eindeutigen Abschluss gebracht werden. Manchmal scheinen selbst die Grenzen zwischen den Personen zu zerfließen.

Zum Glück war ich in dem Moment, als ich das Buch auslas, alleine zu Hause und musste mit niemandem reden, sondern konnte mich ganz und gar dem sonderbaren Gefühl hingeben, gerade etwas ganz großartiges gelesen zu haben. Ich nehme mir hier und heute vor, jedes andere Buch von James Sallis auch zu lesen. Und ich werde davon berichten.

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